Training mit den Profis – Wie sich Chauffeure winterfit machen

Auf den ersten Blick sieht alles völlig locker aus auf den Pisten des Fahrsicherheitszentrums von Driving Graubünden in Cazis. Auf den zweiten auch. Gut – da ist die steile Strasse auf den Hügel. Aber die Strassen sind aper und trocken. Doch schaut man auf die Berge ringsum, hockt da schon der Winter und wahrscheinlich sagt er: Wartet nur, morgen oder übermorgen komme ich ins Tal. Genau auf diesen Winter bereitet Beat Bislin, der Weiterbildungsleiter von Driving Graubünden, einige Fahrerinnen und Fahrer von Chur Bus, Engadin Bus und Postauto Graubünden vor.

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Und ehe die sich versehen, wird aus den trockenen Strassen dank moderner Technik eine seifig-rutschige Unterlage. Wenn dann auf dieser Unterlage auch noch plötzlich ein Hindernis – etwa in Form einer Wassersäule – auftaucht, ist von den Chauffeuren in Sekundenbruchteilen eine Reaktion gefragt: Sie müssen schneller bremsen, als Lucky Luke seinen Colt zieht, und dann auch noch dem Hindernis ausweichen. «Bei einer Vollbremsung muss das Bremspedal mit 70 Kilo belastet werden», sagt Bislin. Das macht auch die feingliederige Verica, die ihren Bus sonst durch Churs Strassen pilotiert. «Mit Übung und Erfahrung meistert man auf der Strasse ungewöhnliche Situationen besser. Darum bin ich sehr froh um solche Trainingstage, wo wir die Grenzen ausloten und in einem sicheren Umfeld ans Limit gehen können», sagt sie.

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Nach weiteren ungewohnten Herausforderungen wie Slalomfahrten oder Manövern, bei denen das eine Rad auf trockener, das andere auf seifiger Fahrbahn bremst, werden auch ganz alltägliche Wintersituationen geübt: Etwa das Anfahren am Berg auf schneebedeckter Strasse. «Dabei musst du mit viel Technik und noch mehr Gefühl im Fuss arbeiten», sagt Timoteo. Er weiss, wovon er redet, fährt er doch seit Jahren für Engadin Bus.

Den Berg hinauf fahren ist das eine, doch irgendwie muss man ja wieder herunterkommen. Und auch das ist nicht ganz ohne. «Wenn dich dann auf vereister Strasse der hintere Teil des Gelenkbusses überholt, hast du etwas falsch gemacht», lockert Bislin die Stimmung auf. Das passiert natürlich keinem der Fahrer. Worum es bei dieser Trainingseinheit der Profis geht: Trotz rutschigster Fahrbahn bergab müssen sie die anschliessende Kurve sicher meistern.

 

Ein Zückerchen zum Abschluss ist die in die Fahrbahn integrierte Schleuderplatte: Sie simuliert eine Eisfläche, bei der das Heck des schnell fahrenden Busses ausbricht. «Solche Übungen auf dem Testgelände machen Spass und ich lerne, richtig zu reagieren. Im Berufsalltag vermeiden wir mit unserer zurückhaltenden und vorausschauenden Fahrweise solche Situationen», sagt Chur-Bus-Chauffeur Ali und fügt an: «Aber es ist gut zu wissen, dass ich den Gelenkbus selbst in solchen Extremsituationen beherrschen kann.»

Chauffeure schulen sich regelmässig

Die Schweiz misst der Aus- und Weiterbildung der Buschauffeure hohen Wert zu. Zur Berufsausübung ist deshalb neben dem Fahr- auch ein Fähigkeitsausweis obligatorisch. Der Fähigkeitsausweis ist fünf Jahre gültig und wird nur verlängert, wenn Chauffeure innerhalb dieser fünf Jahre mindestens fünf Weiterbildungskurse besuchen. Chur Bus unterstützt die Weiterbildung vollständig. Die Bandbreite der Schulungsprogramme reicht von Fahrtrainings über Fahrzeugtechnik und Sicherheit der Fahrgäste bis zum Verhalten in Konfliktsituationen.

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