Gut aufgestellt – zwei Werkstätten, ein kompetentes Team

Donato Giovanoli überblickt als Gesamtleiter die Werkstätten von Engadin Bus in St. Moritz und von Chur Bus in der Kantonshauptstadt. Beiderorts fallen täglich ein bis zwei grosse und zwei bis sechs kleinere Bus-Reparaturen an. Giovanoli erklärt, wie sich die beiden Standorte dabei gemeinsam organisieren und welchen Gewinn die verstärkte Zusammenarbeit bringt.

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Donato Giovanoli, welche Reparaturen und Wartungsarbeiten machen Sie in den Werkstätten in Chur und St. Moritz selber und wann geben Sie Busse auswärts?

Die tägliche Wartung und Reparatur der Fahrzeuge erledigen wir in Chur und St. Moritz natürlich selbst. In Chur haben wir ganz in der Nähe lizenzierte Werkstätten unserer Bushersteller. Besonders bei Garantiefällen bringen wir die Busse dort vorbei. Auch sonst ist es in Chur manchmal effizienter, den Bus kurz vorbeizubringen.

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Und wie ist das in St. Moritz?

Im Engadin haben wir keine Fremdwerkstätten im Tal. Deshalb machen wir hier gezwungenermassen fast alles in der eigenen Werkstatt. Die Hersteller schulen unsere Mechaniker, damit wir in ihrem Auftrag in St. Moritz auch Garantiearbeiten selbst ausführen können. Teils kommen auch eigens Service-Mitarbeiter des Herstellers zu uns hoch, um Kundenmassnahmen oder Spezielle Reparaturen durchzuführen.

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Wie ist es mit Beulen und Kratzern?

Wir haben in St. Moritz einen eigenen Spritzraum mit grosser Absauganlage, weil es das für Busse sonst nicht gibt im Tal. Da können wir fast alles machen, auch für die Postautos im Oberengadin. Chur Bus profitiert mit. Wir nutzen Synergien und brauchen diese Infrastruktur nicht doppelt. Carrosserieteile aus Chur oder je nach dem auch mal ein ganzer Bus kommen zum Lackieren nach St. Moritz. Für Kosmetisches reist der Engadiner Lackierer umgekehrt regelmässig nach Chur. Anders für gröbere Sachen: Wenn zum Beispiel ein Chassis neu gerichtet werden muss, geben wir die Busse aus dem Engadin und Chur extern in die Reparatur – in Chur oder teils noch weiter, ins Unterland hinab.

Gibt es weitere Sachen, auf die sich ein Standort spezialisiert?

Ja, zum Beispiel bei den Tachoprüfberichten, die alle zwei Jahre gemacht werden müssen. Diese dürfen nur geschulte Mitarbeiter vornehmen. Zwei unserer Engadiner Mitarbeiter sind offiziell anerkannte Prüfer und wir haben in St. Moritz alle erforderlichen Messgeräte. Da nehmen wir deshalb auch die Messungen für die Churer Busse vor. Urban Schmed von Chur Bus ist unser Profi für die Informationstechnologie in den Bussen und Haltestellen und kümmert sich auch im Engadin darum. Überdies ist ein Churer Mechaniker auf die Reparatur der Münzwechsler spezialisiert, von denen jeder Chauffeur einen besitzt.

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Fallen in Chur und im Engadin dieselben Reparaturen an oder gibt es Unterschiede?

Am häufigsten sind in beiden Fahrgebieten «Streifer», zu denen es in engen Passagen oder bei Baustellen kommt. Im Oberengadin werden im Winter die Niveausensoren stark beansprucht durch Schnee, Wasser und Salz. Da häufen sich die Reparaturen. In Chur hingegen haben wir durch das Stop-and-go im Stadtverkehr einen höheren Verschleiss der Bremsbeläge.

Wie wichtig ist der Erfahrungsaustausch mit dem Churer Werkstattleiter Dennis Witt und wie oft sehen Sie sich?

Wir stehen in engem Kontakt und fragen uns gegenseitig oft um Rat, zum Beispiel bei Reparaturen, die nur sehr selten vorkommen. Beiden Garagen helfen der Erfahrungsschatz und die Tipps der anderen. Dennis und ich treffen uns alle zwei Wochen, meistens in Chur. Wir planen und besprechen gemeinsam die Betriebsabläufe in den Werkstätten und schauen, wo wir noch effizienter werden können. Oder wir sprechen auch über unsere Erfahrungen mit Ersatzteil-Lieferanten.

Im Ersatzteil-Lager

Apropos Ersatzteile: Wie ist das organisiert zwischen den Standorten?

Wir haben sowohl in Chur als auch in St. Moritz ein Ersatzteillager. Jenes in St. Moritz ist mit 850 Teilen einiges grösser. In Chur sind es 600 Teile. Da müssen wir weniger horten, weil Garagen um die Ecke umfassende Lager haben. Teils schicken wir uns auch Ersatzteile intern zwischen Chur und St. Moritz zu. Seit Mai 2019 kümmert sich mit Katsuhiro Okochi ein Logistiker um die Warenlager an beiden Standorten und digitalisiert die Bestände. Einkäufe tätigen wir gemeinsam. Dank der höheren Stückzahlen profitieren wir von besseren Konditionen.

Die Technik entwickelt sich rasant weiter. Wie halten Sie und Ihr Team sich auf dem neuesten Stand?

Die Hersteller bieten zu speziellen Themen und neuen Fahrzeugtypen Kurse an. Teils gehen da mehrere unserer Mechaniker hin, teils nur einer, der dann das Gelernte an die anderen Mechaniker an beiden Standorten weitergibt. Diese Kurse sind speziell für die Engadiner Mechaniker wichtig, da während der drei bis vier Jahre, in denen die Garantie läuft, nur vom Hersteller geschulte Mechaniker das Fahrzeug warten dürfen – neben den vom Hersteller lizenzierten Garagen, aber davon gibt es ja keine im Engadin.

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Bald erleben in Chur und im Engadin Hybridbusse die Premiere. Bereiten sich die Werkstätten speziell darauf vor?

Ja, die ersten drei Hybridbusse setzen wir im Engadin ja bereits ab Herbst 2019 ein, im Frühling 2020 folgen auch in Chur drei Busse. Bisher hatten wir nur mit Spannungen von 24 Volt zu tun. In den neuen Bussen sind es 48 Volt. Ein Weiterbildungskurs in Hochvolt-Technologie wird deshalb für Mechaniker beider Standorte Pflicht.

Wer verantwortet die Beschaffung neuer Fahrzeuge?

Natürlich hat bei den Kaufentscheiden immer die Geschäftsleitung das letzte Wort. Dennis Witt und ich schauen uns die Fahrzeug-Flotte von Chur und Engadin Bus aber regelmässig gemeinsam an und besprechen, wann welche Busse ersetzt werden müssen. Durchschnittlich ist bei uns ein Bus zehn bis zwölf Jahre in Betrieb. Die Ausschreibungen neuer Busse machen wir gemeinsam im Verbund von insgesamt fünf Schweizer Verkehrsbetrieben. Das ist effizienter und wir bekommen dank der grösseren Bestellvolumen bessere Konditionen. So erhalten wir für Chur und das Engadin jeweils dieselben Busmodelle. Das vereinfacht nicht nur den Unterhalt der Fahrzeuge, sondern auch den Wissenstransfer zwischen den beiden Werkstätten.

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