Gestatten – der neue Flotte in der Flotte

Es ist stets ein besonderer Moment, wenn im Depot in Chur ein fabrikneuer Bus eintrifft. Erst in der Heimwerkstatt wird er zum echten Chur Bus – buchstäblich mit Lokalkolorit. Dann kommt er als neuestes Paradepferd der Flotte rasch auf Touren: Circa 70’000 Kilometer legt ein Chur-Bus jährlich zurück. Die 26 Gelenk- und Standardbusse, die dieses stolze Pensum bewältigen, sind alles Jungspunde. Denn nach rund zehn Jahren auf Achse rückt in der Regel ein Gefährte der neuesten Generation nach.

Chur Bus bei Evo Bus in Kloten

«Hier steht er, der rote Teufel», scherzt Renato Ferrari. Er zeigt auf den brandneuen, noch unifarbenen Gelenkbus, der für Chur Bus bestimmt ist. In seinem feurigen Rot hebt er sich von den 15 Markenkollegen ab, die in der weitläufigen Einstellhalle bei Kloten hinter und neben ihm stehen – alles Fahrzeuge des Typs Citaro. Chur Bus setzt fast ausschliesslich auf den Mercedes unter den Bussen im öffentlichen Nahverkehr.

Die Kraftwagen mit dem Stern auf der Front sind auch bei diversen weiteren Schweizer Verkehrsbetrieben gefragt. In Mannheim werden sie gefertigt und individuell ausgestattet. Das erste Ziel der fabrikneuen Busse ist die Klotener Niederlassung des deutschen Herstellers. Hier fassen sie in der Schweiz Fuss.

Chur Bus mit ZH-Schilder

Renato Ferrari ist bei Daimler, dem Mercedes-Mutterkonzern, im Verkauf tätig. Provisorisch versieht er den baldigen Bündner Bus mit einem ZH-Nummernschild. Ein Schmunzeln huscht über sein Gesicht. Dann steigt er in das 18 Meter lange und 18 Tonnen schwere Gefährt und startet den sparsamen Dieselmotor. Los geht’s mit dem gelenkigen Riesen auf die Autobahn Richtung Chur.

 

Amtlich auf Herz und Nieren geprüft

Tags zuvor hat ein Experte des Bundesamtes für Verkehr (BAV) den neuen Gelenkbus in Kloten eingehend geprüft und abgenommen: Lichter, Bremsen, Lenkeinrichtung und Abgaswerte, wie es Autobesitzer von der Motorfahrzeugkontrolle kennen. Ein Bus, der bis zu 140 Personen Platz bietet und einen Service public erbringt, muss aber natürlich vielen weiteren Vorgaben genügen.

Die umfangreiche Prüfung besteht der Neue von Chur Bus auf Anhieb: Die automatischen Türen verfügen über die nötigen Sicherheitsmechanismen. Auf allen Stehplätzen ist eine Haltestange in Griffweite. Die Stopp-Knöpfe sind für Sehbehinderte farblich gut erkennbar und auf der richtigen Höhe angebracht. Der Rollstuhlplatz ist vorbildlich ausgestattet. Querstangen und Seitenwände sind an exponierten Stellen weich gepolstert. Alle Sitzplätze bieten genügend Beinfreiheit und freie Sicht auf einen Info-Bildschirm mit ausreichender Schriftgrösse und Kontrasttiefe. Dies und vieles mehr hat der Experte des BAV dokumentiert und dem Strassenverkehrsamt in Chur grünes Licht gegeben: Die GR-Nummernschilder für den neuen Mercedes-Benz Citaro G Euro 6 können ausgestellt werden.

Chur Bus vor der Fahrt von Kloten nach Chur

Inzwischen ist der «rote Teufel» im Busdepot in Chur eingetroffen. In der heimischen Werkstatt erhält er nun während zehn Tagen sowohl technisch als auch optisch den Feinschliff. Dafür ist lokales Knowhow gefragt: Zum Zug kommen die Mechaniker von Chur Bus und das lokale Gewerbe.

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    Damit die Kasse klingeln kann, muss sie installiert werden: eine Sache für die Mechaniker von Chur Bus, die das Kassensystem aus dem Effeff kennen.

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    Auch für Inhaber der ChipCard muss vorgesorgt werden. Im Innenraum montiert Armin Hutter Ticketentwerter.

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    Die Verkabelung der Ticketentwerter erfolgt elegant durch die Hohlräume in den Haltestangen.

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    Über 200 Meter Kabel verleiben die hauseigenen Techniker dem Bus bei ihren Installationsarbeiten zusätzlich ein.

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    Die Schaltstelle im Bus ist das Chauffeur-Cockpit. Mit den vielen Kabeln laufen hier auch die Informationen aus den Gerätschaften im Bus zusammen.

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    Nicht nur innere Werte zeichnen den neuesten Stern der Flotte aus: Churer Werbetechniker beschriften den Bus.

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    Erst jetzt erhält er seine lokale Identität.

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Ein Kreis schliesst sich

Mit dem Empfang des neuen Flotten-Gefährten geht der Abschied eines altgedienten einher. In den letzten elf Jahren hat der Mercedes-Gelenkbus mit der Nummer GR 155 851 am Fusse des Calanda-Massivs stolze 710’000 Kilometer zurückgelegt und 3,49 Millionen Fahrgäste befördert. Seine Zukunft liegt an einem neuen Bestimmungsort. In Chur glänzt fortan ein Gelenker der neuesten Generation: Er hat 40 PS mehr als der Alte und verbraucht dennoch einen Viertel weniger Treibstoff.