Das erste Mal – am Steuer ohne Angst vor 300 PS

Ob Bierbrauer oder Hausfrau, Bibliothekarin oder Heilpädagoge, 22 oder 62 Jahre alt: So unterschiedlich die Menschen sind, die sich an diesem Herbstabend auf dem Areal des Fahrsicherheitszentrums Driving Graubünden in Cazis treffen – eines ist ihnen allen gemeinsam. Sie haben am Tag der offenen Tür von Chur Bus eine Fahrt gewonnen. Nein – nicht als Passagier, sondern als Fahrerin oder Fahrer! Und darum teilen sie noch eine Gemeinsamkeit: Eine Mischung aus Kribbeln im Bauch, Vorfreude und ja, ein bisschen Angst ist auch dabei. So ein Gefährt mit 300 PS macht Eindruck, wenn man es denn selber pilotieren soll.

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Doch die Instruktoren Joe und Beat – unter Bus-Fahrern ist man per du – lassen diese Angst gar nicht erst hochkommen. Daniela, die Bibliothekarin, ist mutiger als alle anderen und setzt sich als erste ins Cockpit mit seinen ungewohnten Hebeln, Lichtern und Knöpfen. Wie sich bald zeigt, spielen auch die Aussenspiegel eine grosse Rolle, denn das Heck ist 12 Meter weit entfernt. Eine nach der anderen setzt sich hinters Steuer. Und es kommt, wie es kommen muss: Ein Chauffeur erwischt die Rasenecke voll, da hilft nur noch der Gärtner. Die andere Chauffeuse getraut sich nicht so voll in «die Klötze zu steigen», wie Joe es nennt. Sie bremst dafür mehrfach zaghaft. Doch dadurch kommt der Bus nicht zum Stehen, vielmehr wird aus 12 Tonnen Metall und Kunststoff eine Art Schifflischaukel. «Die Kotztüten sind unter dem Sitz», meint ein Spassvogel.

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    Noch gilt es nicht ernst, noch geben sich alle locker.

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    Auf der ersten Fahrt sind die Gesichter der Passagiere leicht skeptisch. Aber im Lauf des Abends macht die Anspannung dem Vertrauen in die Fahrkünste der Neu-Lenker Platz.

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    Ein Engadin Bus auf Churer Hoheitsgebiet? Kein Problem, die beiden gehören zur selben Firma.

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    Muss ich jetzt wirklich fahren? Daniela vor dem Start.

Aber mit jedem Meter mehr werden die Fahrerinnen und Fahrer sicherer. Den Slalom schaffen alle, das Hochgefühl steigt, die Zuschauer applaudieren und der Betriebsleiter von Chur Bus, Roger Senti, macht Notizen. Wozu? «Ganz einfach, ich notiere mir die Namen meiner neuen Mitarbeitenden. Ich melde Euch alle zur Busfahrer-Prüfung an.» Das Lachen der Anwesenden muss bis nach Chur zu hören sein. Überhaupt geht es lustig zu und her an diesem Abend.

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    Bevor der Fuss zum ersten Mal aufs Gaspedal geht, ist die Anspannung greifbar.

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    Dann steigt das Vertrauen ins eigene Können.

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    Am Schluss ist es einfach nur noch Freude pur.

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    «Du fährst immer dorthin, wohin du schaust». Joe, der Instruktor, zeigt wo es lang geht.

Doch dann, beim gemeinsamen Aperitif – natürlich ohne Alkohol! – meldet sich Ermo der Brauer: «Das ist verrückt, was die richtigen Chauffeure leisten. Das ist Millimeter- und Sekundenarbeit. Nie, nie mehr werde ich hinter einem Bus ungeduldig werden oder gar fluchen.» Nach Ermos‘ Worten kommt noch einmal Applaus auf. Und hoffentlich ist er auch bis Chur zu hören. Denn er gilt diesmal allen Chauffeuren von Chur Bus, die täglich unterwegs sind.